Ein Stein oder ein Haufen Nullen und Einsen?

Der erste Trailer zur fünften Staffel Game of Thrones ist da. Für die einen ist das ein Grund, vollkommen durchzudrehen und ihre Fanshirts zu bügeln. Es sei einem jeden vergönnt. Für andere ist es ein Grund, sich diesem Phänomen einmal vorsichtig zu nähern. Aus technischer Sicht gibt es da zugegebenermaßen einiges zu entdecken. Das oscarprämierte Visual FX Unternehmen Pixmondo trägt mit seinen Visualisierungen einen entscheidenden Teil zur Schaffungen dieses faszinierenden Universums bei. Seit der zweiten Staffel liefert Pixmondo einen Großteil VFX für die Serie und damit spielen sie ganz oben mit in der Liga der CGI-Unternehmen. Der Clou an der der ganzen Sache ist, dass sie keine komplett synthetischen Welten abliefern, sondern mit der Kombination von Live-Aktion Footage und virtuellen Elementen eine Art computergenerierten Realismus schaffen. Bei diesen hybriden Bildern verschwimmt die Grenze zwischen visuellen Effekten und real gedrehten Szenerien vollkommen und es ist für das Publikum kaum auszumachen, welcher Teil des Bildes nun am Computer errechnet ist. Die von George R. R. Martin erfundenen Kontinente Westeros und Essos, auf denen Game of Thrones spielt, werden zunächst aus Landschaftsteilen in Irland, Kroatien oder den USA zusammengesetzt und anschließend mit dramatischem Nebel oder den obligatorischen Burgen aufgepimpt. Im Visual Breakdown zur vierten Staffel ist zu bestaunen, was die ca. 300 Mitarbeiter von Mackevision alles virtuell generiert und wie sie es mit realen Aufnahmen kombiniert haben. Einige Elemente (z.B.die überdimensionale Kriegerstatue an der Hafeneinfahrt) entlarven sich auf Grund ihrer Unmöglichkeit als CGI. Beim Schauen des Making Ofs wird doch selbst dem geübtesten CGI-Erkenner die Kinnlade vor Erstaunen herunterklappen. Nach diesem Video muss man wirklich hinterfragen, ob nun ein Stein in der Serie ein Stein ist, oder eine Ansammlung von Nullen und Einsen.

VFX Unternehmen wie Pixmondo oder Mackevision bewegen sich mit ihrer hochaufwendigen Arbeit immer an den Grenzen des technisch Machbaren, reizen diese ein aufs andere Mal neu aus und definieren sie so neu. Man kann sie ohne Probleme auch als Forschungsunternehmen und Implusgeber bezeichnen. Der von ihnen vorangetriebenen Entwicklung kann man sogar zusehen. Diejenigen, die in den 80er Jahren dachten, dass Dragonslayer das höchste der computertechnischen Gefühle ist, wurden im Laufe der drei Jahrzehnte bei jedem Kinogang eines besseren belehrt. Gegen die von Mackevision animierten Drachen aus Game of Thrones wirken Vermithrax Perjorative oder Draco – sprichwörtlich gemeint – wie aus einem anderen Jahrtausend. Damals war das Auge des Publikums jedoch noch nicht an einen derartigen digitalen Realismus gewöhnt. Zu ihrer Zeit haben Dragonslayer oder Dragonheart neue Maßstäbe gesetzt, die dem verwöhnten Auge im Jahr 2015 nicht mehr genügen und eher belächelt werden.

Die fünfte Staffel feiert am 12.April Premiere. All diejenigen, die das nicht großartig juckt, könnten auch den 54.Geburtstag der bemannten Raumfahrt oder den 81.Jahrestag der Ansiedlung des Waschbäres in Mitteleuropa feiern.

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